Gleitzeit – Passt das?


Wenn man von flexiblen Arbeitszeiten spricht, kommt man nicht um das Thema Gleitzeit herum. An einem System, das deutlich von den starren Modellen abweicht, die man sonst im Kopf hat, wenn man an Arbeitszeit denkt. 

Während man hier in der Schweiz eher von Gleitzeit oder einer gleitenden Arbeitszeit, GLZ oder GLAZ abgekürzt, spricht, nennt man es im Englischen häufig ,,flexitime“. Aber was zeichnet dieses Modell aus und was meinen der Chef oder ein Unternehmen, wenn sie es ins Spiel bringen?

Gleitzeit - Was ist das?

Obwohl die Gleitzeit sehr flexibel ist, setzt sie trotzdem eine bestimmte Kernarbeitszeit voraus. Das bedeutet, dass man zu bestimmten Zeiten am Arbeitsplatz anwesend sein muss, da generell eine Anwesenheitspflicht herrscht. Die Bürotische dürfen also nicht völlig „verwaist“ sein. Beginn und Ende der Arbeit können allerdings frei bestimmt werden. Das schliesst allerdings nicht die Dauer ein, diese muss nämlich trotzdem den geregelten Zeiten entsprechen.

Menschen, die gerne früher aufstehen und zeitiger Feierabend machen wollen, wird durch Gleitzeit die Chance auf Flexibilität gewährt. Auf der anderen Seite können Arbeitnehmer, die sich morgens lieber mehr Zeit lassen, sich diese Zeit auch nehmen, indem sie länger bleiben. 

Unterschiedliche Formen von Gleitzeit!

Neben dem Modell mit festen Kernarbeitszeiten gibt es auch eine Gleitzeit ohne diese vorgeschriebene Zeiten. Das ergibt jedoch nur in manchen Branchen Sinn. So bietet es sich beispielsweise für Forschungseinrichtungen oder Verlage und Werbeagenturen an, in denen die Mitarbeiter an bestimmten Tagen auch noch bis spät abends an den Besprechungstischen ausharren und dementsprechend auch erst nachmittags ins Büro kommen. 

Moderne Arbeitszeitmodelle sind daher durchaus sehr flexibel und vielfältig.

Was spricht für Gleitzeit und andere Modelle?

Warum benötigen wir überhaupt Gleitzeit und andere flexible Arbeitszeiten? Nun, sie sind ein Ergebnis der modernen Zeit. Einerseits kommt die Gleitzeit Eltern entgegen, die ihre Bürozeiten mit dem Öffnen und Schliessen der Kita koordinieren müssen. Andererseits erlangen auch andere Arbeitnehmer dank der Gleitzeit mehr Selbstbestimmung und daher eine bessere Balance zwischen Arbeit und Freizeit.

Der Unterschied zwischen Gleitzeit und versetzter Arbeitszeit

Von einer flexiblen Gleitzeit profitieren primär die Arbeitnehmer, da sie mehr Kontrolle über ihren Tag erlangen. Bei versetzten Arbeitszeiten geht es jedoch darum, dem Betrieb längere Öffnungszeiten zu ermöglichen. Doch auch hiervon kann unter Umständen die Belegschaft profitieren, wenn es Mitarbeiter gibt, die lieber früher anfangen und welche, die lieber die spätere Schicht bevorzugen.

Darüber hinaus gibt es Beschäftigungsmodelle mit sogenannten Arbeitszeitkonten, die meistens mithilfe von Stechuhren geregelt werden. Dabei loggen sich die Angestellten zu Arbeitsbeginn ein und buchen sich am Feierabend wieder aus. Die genaue Arbeitszeit lässt sich dadurch minutengenau erfassen und am Ende des Monats mit der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit vergleichen.

Rechtliches

Obwohl es die wenigsten vermuten, bergen flexible Arbeitszeiten häufig rechtliche Fallstricke, deren sich viele Arbeitnehmer nicht immer bewusst sind. So ist zum einen die Anwesenheit in der Kernarbeitszeit Pflicht. Ausserdem muss die Gesamtarbeitszeit den vertraglich geregelten Zeiten entsprechen. Man darf daher nicht einfach weniger arbeiten, nur weil es besser in den Tag passt.

Des Weiteren sind auch Verstösse gegen die Aufzeichnungspflicht bei Stempeluhren mit zum Teil erheblichen Konsequenzen bedroht. Andererseits gibt es aber auch Verträge, in denen es weniger um die Arbeitszeit an sich geht. Hierbei sind die zu erledigen Aufgaben wichtiger als die Anwesenheit in der Firma - ein Modell, das folgerichtig Vertrauensarbeitszeit oder Vertrauensgleitzeit genannt wird. Besonders hierfür ist, dass den Arbeitnehmern enormes Vertrauen entgegen gebracht werden muss.

Homeoffice

Besonders in Zeiten der Pandemie hat das Homeoffice an Bedeutung gewonnen. Daher stellt es einen Sonderfall im Bereich der flexiblen Arbeitszeiten dar.

Obwohl Homeoffice auf den ersten Blick verlockend klingt, ist es mit etlichen Fallstricken versehen. Einerseits kann es einem schwerer fallen, sich zu konzentrieren, wenn man von Haustieren, dem Nachwuchs oder auch dem Kühlschrank mit seinen Verlockungen ständig abgelenkt wird.

Andererseits fehlt zu Hause der ergonomisch geformte Bürostuhl, der in modernen Grossraumbüros längst Standard ist. 

Viele Mitarbeiter arbeiten daher lieber in den eher steril anmutenden Büroräumen. Zumal dann - bei Betriebsende - auch wirklich Feierabend ist. Allzu oft passiert es nämlich im Homeoffice, dass man mental nicht mit der Arbeit abschliessen kann.

Da Homeoffice keine Einladung zur Freizeit oder zum Bummeln darstellt, müssen die geleisteten Arbeitszeiten durch die Angestellten schriftlich festgehalten werden. Auch vermeintliche „Arbeitsunfälle“ sind nicht immer versichert. Sollte ein Sturz auf dem Weg in die Küche passieren, wird sich die Versicherung wohl in den meisten Fällen weigern zu bezahlen. Wer dagegen bei einem Gang ins Dachgeschoss, wo sich Schreibtisch und PC für die Arbeit befinden, zu Schaden kommt, geniesst den Schutz der Unfallversicherung. 

Es lässt sich also festhalten, dass Gleitzeit sowie jedes andere Arbeitsmodell seine Vor- und Nachteile hat. Welches Modell jedoch für den entsprechenden Arbeitnehmer am angenehmsten ist, findet man wohl nur durch eigenes Ausprobieren heraus.