Seit den 90igzer Jahren hat die Rolle der emotionalen Intelligenz im Beruf deutlich zugenommen. Der emotionale Quotient, kurz EQ, stellt das Gegenstück zum Intelligenzquotienten, dem IQ, dar. Der EQ wird von Wirtschaftspsychologinnen und -psychologen mittlerweile als mindestens genau so wichtig angesehen, wie Hard Skills in Form von fachlichen Kompetenzen und Qualifikationen.
Doch was genau versteht man unter emotionaler Intelligenz im Beruf? Warum ist es wichtig, dass wir neben der fachlichen Ausbildung einen ausgeprägten Sinn für die Interpretation und Verarbeitung von Emotionen aufweisen können? Wir wollen Ihnen die Bedeutung emotionaler Intelligenz vorstellen und Sie rund um die Förderung Ihres EQs informieren.
Bedeutung von emotionaler Intelligenz – was zeichnet sie aus?
Die emotionale Intelligenz im Beruf beschreibt das Können, die Emotionen von sich selbst und anderen zu erkennen, zu interpretieren und effektiv zu nutzen. Wer einen hohen EQ aufweist, ist demnach in der Lage, sich mit den Gefühlen, die Kolleginnen und Kollegen verspüren, zu identifizieren. Dadurch fällt es diesen Menschen leichter, eigene Emotionen zu bewältigen und diese für die Bearbeitung von Aufgaben sich zu Nutze zu machen.
Geprägt wurde das Konzept der emotionalen Intelligenz im Beruf von den Psychologen John Mayer und Peter Salovey. Populär jedoch wurde die Begrifflichkeit erst durch Daniel Goleman, der das Konzept in seinem Buch „Emotionale Intelligenz“ aufgriff. Goleman erklärt in seinem Werk, wie der EQ genutzt werden kann, um die Arbeit, Beziehungen sowie das Wohlbefinden positiv zu beeinflussen.
Komponenten der emotionalen Intelligenz im Beruf
Die emotionale Intelligenz im Beruf umfasst in einer ersten Modellentwicklung nach Salovey und Mayer vier Zweige. Jedoch gilt dieses mittlerweile als veraltet und findet in der Wirtschaftspsychologie selten nur noch Anwendung. Das aktuelle Modell in Bezug auf emotionale Intelligenz am Bürotisch stammt aus dem Jahr 2017 und wurde von Goleman und Boyatzis entwickelt. Hierbei spricht man ebenfalls von vier Domänen, die insgesamt 12 Kompetenzen der emotionalen Intelligenz umfassen:
- Domäne 1: Selbstwahrnehmung
Die Selbstwahrnehmung umfasst die Fähigkeit der emotionalen Selbstwahrnehmung. Das bedeutet, dass das Individuum in der Lage ist, Emotionen sowie die Beziehung zwischen diesen und Handlungen zu erkennen und bewusst zu beeinflussen.
- Domäne 2: Selbstmanagement
Die zweite Domäne beschäftigt sich sowohl mit der emotionalen Selbstkontrolle als auch mit der Anpassungsfähigkeit, der Leistungsorientierung sowie generellen, positiven Einstellungen. Das Individuum kann auch bei Stress seine Emotionen kontrollieren, ist flexibel und strebt nach klar definierten Zielen. Des Weiteren kann der Mensch auch in schwierigen Situationen positive Aspekte erkennen.
- Domäne 3: Soziales Bewusstsein
Kompetenzen des sozialen Bewusstseins der emotionalen Intelligenz im Beruf befassen sich mit der Empathie und dem betrieblichen Bewusstsein. Der Mitarbeitende versteht die Perspektiven und Standpunkte anderer und ist dabei in der Lage, stets angemessen zu kommunizieren. Zusätzlich ist die Person sich ihrer sozialen Rolle und den damit verbundenen Machtstrukturen bewusst, wobei die Regeln der sozialen Konstruktion pflichtbewusst befolgt werden.
- Domäne 4: Beziehungsmanagement
Unter dem Beziehungsmanagement der emotionalen Intelligenz im Beruf lassen sich viele Kompetenzen finden. Darunter zum Beispiel den Einfluss, den man auf andere ausüben kann, sowie das Rollenverständnis als Coach und Mentor von wenigen starken Gliedern der Kette. Ein Mensch mit einem hohen EQ ist zudem fähig, erfolgreiches Konfliktmanagement zu betreiben, um Konflikte am Arbeitsplatz zu lösen, sowie sich in der Teamarbeit produktiv zu engagieren. Hierbei wird eine inspirierende Führungsrolle eingenommen, die andere zu Höchstleistungen motivieren kann.
Die Bedeutung von Soft Skills – warum braucht man die emotionale Intelligenz?
Untersuchungen zeigen, dass sich emotionale Intelligenz im Beruf als Soft Skill positiv auf die eigenen Karrierechancen auswirkt. Menschen mit einem hohen EQ sind in der Regel kommunikationsfähiger, produktiver und effektivere Führungskräfte.
Mit der zunehmenden Relevanz der Globalisierung spielt die emotionale Intelligenz im Beruf eine hervorgehobene Rolle: Multikulturelle und diverse Teams erfordern ein sensibles Verständnis für verschiedene Bedürfnisse und Identitäten. Ein hoher emotionaler Quotient ist hierbei von Vorteil.
Es zeigt sich zudem, dass Menschen, die emotionale Intelligenz im Beruf zeigen, unter weniger Stress leiden und weniger zu stressinduzierten Krankheiten und körperlichen Beschwerden neigen. Ein hoher EQ ist demnach ein begünstigender Faktor für das allgemeine und psychische Wohlbefinden, was den Arbeitsalltag zu einem angenehmen Erlebnis macht.
Emotionale Intelligenz im Beruf fördern
Emotionale Intelligenz ist ein Softskill, der bereits am Besprechungstisch trainiert werden kann. Beginnen Sie mit der Beobachtung von Menschen. Achten Sie genau auf die Reaktionen der von Ihnen beobachteten Person in speziellen Situationen, beispielsweise, wenn eine Präsentation gehalten wird oder bei Anwesenheit des Vorgesetzten. Wie verändert sich die Körpersprache der Person? Was ist im Sprachfluss anders? Die kleinen Beobachtungen werden Ihnen helfen, Menschen besser zu verstehen und effektiver auf die Gefühle Ihrer Kolleginnen und Kollegen einzugehen.
Selbstreflektion ist ebenfalls wichtig, um den EQ zu trainieren. Durch die Steigerung des Selbstbewusstseins und die Reflexion der eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften werden Sie sich bewusst, wer Sie sind, was Sie auszeichnet und welcher Ihrer Skills nützlich sind, um andere zu unterstützen. Hilfreich ist es hierbei, die Gedanken, Beobachtungen und Fähigkeiten schriftlich in einem Tagebuch festzuhalten.
Emotionale Intelligenz im Beruf: Erfolgreich im Job durchstarten
Emotionale Intelligenz im Beruf spielt eine entscheidende Rolle und beeinflusst sowohl individuelle als auch organisatorische Erfolge. Mitarbeitende mit hoher emotionaler Intelligenz zeichnen sich durch eine bessere Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Motivation, Empathie und soziale Fähigkeiten aus. Diese Fähigkeiten tragen dazu bei, stressige Situationen effektiv zu managen, Konflikte konstruktiv zu lösen und harmonische Arbeitsbeziehungen zu pflegen.
Studien haben gezeigt, dass emotional intelligente Führungskräfte in der Lage sind, ihre Teams besser zu motivieren, was zu einer höheren Produktivität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz führt. Darüber hinaus fördert EI die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team, was wiederum die Innovationskraft und Problemlösungsfähigkeiten eines Unternehmens stärkt.